Der Besser-als-nichts-Partner

„Eine meiner Freundinnen lebt lebt seit zehn Jahren mit einem Mann zusammen. Der verbringt die meiste Zeit in einem Haus, das er seit Jahren ausbauen möchte, was aber nicht so recht vorwärts geht. Er weigert sich, diesen Haushalt mit zu unterhalten, sprich, seinen Anteil an den Nebenkosten etc. mit zu tragen. Die ewigen Diskussionen um finanzielle Dinge belasten (natürlich) die Partnerschaft, zumal es kürzlich so weit kam, dass er sich, um nicht das von ihr gekochte Abendbrot zu essen, eigenes Essen mitbrachte. Mein Unverständnis ob dieser  untragbaren Situation kommentierte meine Freundin mit Liebe, die da eben sei, andererseits empfindet sie die Situation natürlich als sehr belastend und die Beziehung untergrabend.“ (Sabine 42, Augsburg)

 

Als Berater erstaunt es mich immer wieder, was die Menschen alles für eine Partnerschaft halten und für Liebe. Ihre Freundin lebt, höflich gesprochen, in einer Art Zweckgemeinschaft. Ich bin geneigt zu sagen, es ist eine BAN-Beziehung. BAN steht hier für „besser als nichts“.

Und genau das ist eine BAN-Beziehung auch – sie ist in der Tat für viele Menschen besser als nichts. Ich tue mich schwer, das als eine Partnerschaft anzusehen. Aber wozu auch! Weder Ihre Freundin noch dieser Mann verhalten sich, als ob es ihnen um eine Partnerschaft geht.

Ein Mann baut ein Haus aus – für sich alleine. Auch sein Geld braucht er dringend nur für sich – und für dieses Haus. Sein Essen bringt er sich selber mit, damit er sich keine Vorhaltungen anhören muss, dass er nichts beiträgt zum Haushalt. Das hört sich alles nicht nach einer Partnerschaft an. Es ist – für manche Menschen – besser als nichts. Mit Liebe hat das wenig zu tun.

 

An so einer Situation sind immer zwei Menschen beteiligt. Ich kann und will also keine Schuld verteilen. Schuld ist in Partnerschaften immer eine sehr problematische Kategorie. Besser ist es, von Verantwortung zu reden.

Wird Ihre Freundin ihrer Verantwortung gerecht, wenn sie akzeptiert, dass ein Mann sich so seltsam abweisend verhält? Eher nicht. Sie versäumt die Verantwortung für sich. Und sie versäumt die Verantwortung für ihre Kinder. Was bitte es das für ein Vorbild, wenn Kinder das miterleben müssen?

Dieser Mann ist zutiefst davon überzeugt, dass es seine wichtigste Lebensaufgabe ist, ein Haus zu bauen, es fertigzustellen. Wozu? Um darin alleine zu leben? Auch dieser Mann wird seiner Verantwortung nicht gerecht. Der Verantwortung sich selber gegenüber. Der Verantwortung der angeblichen Partnerin gegenüber.

Das alles ist seine Entscheidung. Neulich habe ich von einem Mann gehört, der bereits seit acht Jahren an einem Haus herumbaute. Das sind Irrwege des menschlichen Lebens. Die Frage ist aber doch: Was will Ihre Freundin? Will sie in einer BAN-Beziehung verbleiben? Glauben Sie mir: Sie darf das. Sie sollte dann allerdings aufhören zu klagen. Sie hat die Beziehung, die sie haben möchte. Will sie eine andere, dann muss sie dem Mann an ihrer Seite ein paar deutliche Ansagen machen. Oder auf die Suche gehen nach einem neuen Partner. Wie sagen die Bremer Stadtmusikanten so schön: Etwas Besseres als den Tod finden wir überall. Und ziehen mutig hinaus in die Welt.

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