Stress abbauen

Ein gestresstes Paar streitet sich häufiger und heftiger als ein Paar, das ruhig und entspannt ist. Unter Stress fühlt sich oft auch eine sonst gut laufende Beziehung schwierig und gefährdet an. Deshalb lohnt sich bei Partnerschaftsstreits immer auch die Frage: Kann es sein, dass wir gerade zu viel Stress haben?

 

Stress hat viele Gesichter: Das beginnt mit banalem Alltagsstress wie einem unerwarteten Stau auf dem Heimweg nach einem anstrengenden und langen Arbeitstag, geht über schulische Katastrophen der Kinder bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, die das gesamte Gefüge einer Partnerschaft bedrohen. All diese Ereignisse, so unterschiedlich sie auch sind, können Streit in einer Partnerschaft auslösen. Sie können Streit auslösen, sie müssen das allerdings nicht zwangsläufig tun.

 

Die Fähigkeit von Paaren, mit Stress fertig zu werden, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Manche Paare sind regelrechte Schönwetterpaare. Ohne äußere Belastungen – im Urlaub etwa – funktioniert die Beziehung perfekt. Doch sobald die Anforderungen der Arbeit und des Haushalts dazukommen, bricht das Unwetter schon los.

Schwierige Lebensereignisse bewältigen

Wie gut eine Partnerschaft in Wahrheit ist, das zeigt sich für viele Paare erst in wirklich schwierigen Situationen. Einer der Partner verliert seine Arbeit; die eigenen Eltern werden alt und pflegebedürftig; Kinder erkranken ernsthaft; ein Umzug bringt eine große Zahl von Veränderungen mit sich; eine Frühverrentung wirft die eigene Lebensplanung ebenso durcheinander wie den gewohnten Tagesablauf; Kinder kommen in die Pubertät und werden schwierig.

 

Das war jetzt nur eine kurze Liste von möglichen Ereignissen, die eine Partnerschaft und ihren Zusammenhalt grundlegend auf die Probe stellen. Paarberater und Paartherapeuten wissen: Der Stress schwieriger Lebensereignisse bedroht beinahe jede Partnerschaft irgendwann einmal. Jede längere Partnerschaft ist in der Gefahr, von ihm regelrecht zerrieben zu werden – wenn es dem Paar nicht gelingt, die auftretenden Probleme gemeinsam zu lösen.

 

Viele Hunde sind des Hasen Tod, sagt ein Sprichwort. Und so ist es wohl auch in Partnerschaften. Taucht eine einzelne Schwierigkeit auf und ist nur ein Partner betroffen, entsteht dadurch häufig noch kein Problem. Der Andere hilft, unterstützt und stärkt den Rücken – bis die schwierige Situation gemeistert ist. So läuft es zumindest im Idealfall. Kommen aber mehrere Schwierigkeiten zusammen, addieren sich, kommen gar beide Partner in unruhiges Fahrwasser, schon kollabiert die Beziehung unter dem von außen auf ihr lastenden Druck. Gehetzt von allzu vielen Feinden, gibt der Hase am Ende auf.

Was tun, wenn beide Partner Stress haben?

Geraten beide Partner unter Druck, eskaliert die Situation bei vielen Paaren. Beide Partner erhoffen sich Rückhalt vom Anderen. Beide empfinden sich als bedürftig. Beide wollen Unterstützung und Anerkennung durch den Partner. Und beide bekommen genau das nicht. Denn angesichts der Belastungen von außen bricht die Unterstützung und die Anerkennung für den anderen zusammen.

 

Stress, ausgelöst durch normale Alltagsprobleme oder durch heftige Lebenskrisen – das alles findet sich in guten wie in schlechten Ehen. In schlechten Beziehungen beginnen die Partner allerdings, sich angesichts der Schwierigkeiten gegen den anderen zu richten. Sie machen den Partner für die Probleme verantwortlich. Sie beginnen zu streiten. Ein Paar, das angesichts drängender Probleme und Schwierigkeiten beginnt, sich gegenseitig die Schuld für die missliche Lage zu geben, ist auf dem besten Weg, seine Partnerschaft zu ruinieren.

 

In guten Ehen sieht das ganz anders aus. Hier stärken sich die Partner den Rücken. Sie trotzen gemeinsam den Widrigkeiten des Lebens und geben ihrer Beziehung damit den dringend nötigen Schutz.

Was können Sie für Ihren Partner tun?

Besonders wichtig bei Stress ist die emotionale Unterstützung. Äußern Sie also Verständnis für die Situation Ihrer Partnerin oder Ihres Partners. „Das ist wirklich eine blöde Situation, in der du da steckst!“
Beruhigen Sie Ihren Partner, wenn er sich Sorgen macht, zum Beispiel bei einer drohenden Arbeitslosigkeit. Treten Sie seinen Befürchtungen entgegen. "Ich denke, gemeinsam werden wir das schon schaffen."

 

Organisieren Sie Unterstützung von Dritten, die helfen können, einen Teil der Belastung abzufangen. Sorgen Sie auch für körperlichen Ausgleich. Stress ist nicht nur ein psychisches Problem. Er hat auch eine körperliche Seite. Die zeigt sich durch Stresshormone, die den Körper überfluten. Wie Sie die am besten loswerden? Durch Bewegung! Sorgen Sie also nicht nur für seelischen Beistand und für Unterstützung. Tun Sie auch Ihrem Körper etwas Gutes.

 

Der Stresspegel steigt auch dann an, wenn wir für anstehende Probleme keine Lösungen finden. Wenn Ihr Sohn in Mathe mit einer fünf nach Hause kommt, helfen keine gegenseitigen Schuldzuweisungen – was Sie jetzt brauchen, das sind Lösungen für das Problem. Einen Nachhilfelehrer zum Beispiel. Finden sie solche Lösungen zusammen mit Ihrem Partner, dann stärkt das Ihre Liebe. Aber auch wenn Sie die Lösung ganz alleine finden, hat die Liebe bereits gewonnen.