Wünschen und bitten

Eigentlich ist es tragisch: Viele Paare „hoffen immer noch regelmäßig aneinander vorbei“, weil sie sich schwer tun, offen die eigenen Wünsche zu äußern. Offenbar ist die naive Hoffnung immer noch weit verbreitet, die lautet: „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du wissen, was ich brauche. Dann bräuchte ich dich auch nicht mehr darum zu bitten.“

 

Oder anders herum formuliert: „Wenn du nicht weißt, was ich brauche, kannst du mich nicht wirklich lieben.“ Diese Hoffnung, dass sich alles von selbst „ergeben“ wird, ist ein tückischer Irrglaube, der schon viele Menschen unglücklich gemacht hat.

 

Offenbar ist es schwer, das, was wir brauchen, so auszudrücken, dass wir es (gerne erfüllt) bekommen. Das liegt vor allem daran, dass wir es nicht gewohnt sind, uns etwas zu wünschen und um etwas zu bitten. Seien es die „Überbleibsel“ aus der Kindheit, sei es die Angst, dass unsere Wünsche abgelehnt werden könnten.

Die Kunst zu bitten

Die Kunst, um etwas zu bitten anstatt es zu fordern, besteht darin, deutlich zu machen, dass wir uns eine Zustimmung nur aus freien Stücken wünschen. Dieses Signal muss vom Bittenden ausgehen. Wenn der Gebetene den Eindruck gewinnt, eine Ablehnung komme ihn „teuer zu stehen“, empfindet er das Ansinnen als Forderung, auf die er nur entweder mit „Unterwerfung“ oder mit „Widerstand“ reagieren kann. Beides fühlt sich nicht gut an.

 

Respektvolle Kommunikation ist geprägt von den Grundspielregeln der Freiwilligkeit auf beiden Seiten: Ich kann offen äußern, was ich mir wünsche, setze aber nicht selbstverständlich voraus, dass mir mein Wunsch erfüllt wird. Und: Ich werde mein Bestes tun, Wünsche zu erfüllen, muss aber keine Nachteile erwarten, wenn ich sie abschlage oder nicht erfüllen kann.

 

Manchmal stehen wir uns mit unseren Erwartungen dabei selbst im Weg. Wenn ich bei mir denke: „Ich habe es doch verdient, das zu bekommen, darauf habe ich doch ein Recht“, werden diese Gedanken möglicherweise in Tonfall und Wortwahl meiner „Bitte“ einfließen und sie beim Empfänger zu einer Forderung machen. Schon werden meine Chancen, das zu bekommen, was ich möchte, geringer, denn erfüllte Forderungen haben eine andere Wirkung auf die Stimmung in der Partnerschaft als freiwillige Wunscherfüllungen.

Forderungen schaden der Liebe

Formuliere ich meine Wünsche mit dem Unterton: „Du musst jetzt aber...“, stelle ich mir selbst ein Bein, merke es mitunter noch nicht einmal, und belaste die Beziehung.

 

Grundsätzlich gilt: Wenn ich etwas vom anderen fordere, was der nicht geben will oder kann, stirbt die Liebe. Wenn ich aber das freudig annehme und wertschätze, was er freiwillig geben will oder kann, dann wird die Liebe genährt. Klingt ganz einfach – ist aber für viele Paare nur schwer umzusetzen. Rat und Unterstützung beim Erlernen des Wünschens und Bittens erhalten Sie gern von mir. Mit einem guten Coach fällt es leichter, einmal gefasste Vorsätze auch umzusetzen.

 

Eine schöne Einführung in respektvolle Kommunikation und die Kunst zu bitten finden Sie in dem Buch „Respekt – der Schlüssel zur Partnerschaft“ des Hamburger Partnerschaftsberaters Hartwig Hansen.